Burnout im Aktivismus

Es gibt viele Gründe für Überlastung, auch Familäre, hier liegt der Fokus auf Aktivismus. Gerade in Bereichen von es an Personen und Förderung fehlt, ist das Risiko hoch.

Instagram Beitrag von @jugendverbandmemes, die wohl den gleichen Gedanken hatten

Mir ist wichtig, dass klar ist, dass sowohl Ursachen, Prävention und Umgang mit Überlastung durch (politische) Arbeit KEINE individuellen Aufgaben sind, denn Kollektive haben eine Verantwortung füreinander! Trotzdem gibt es einige Dinge, die eher individuell sind, zB Tagebuch schreiben. Deshalb habe ich eine Unterteilung vorgenommen.

Aber Vorsicht: Individuelle Masznahmen um Arbeit für einer Gruppe zu ermöglichen, müssen nicht alleine gestemmt werden! Die Organisation in der du/wir Organisiert sind sollte helfen, untereinander können wir uns sachlich und Emotional unterstützen. Um beim Beispiel Tagebuch zu bleiben: solange es im Rahmen bleibt können Sachmittel abgerechnet werden oder im digitalen Bereich dafür Infrastruktur wie Cloud-Speicher gestellt werden.
Wichtig zu beachten ist ebenfalls die oft ungleiche Verteilung von wird emotionaler Arbeit. Achtet als Gruppe darauf, dass ihr füreinander da seid und nicht eine Person für die Gruppe.

Gründe für Burnout

Aufgaben & Inhalte

Manchmal findest du keine Befriedigung mehr in deinen Aufgaben, oder sie sind so anspruchsvoll, dass du ohne geeignete Unterstützung zurückbleibst. Vielleicht fühlst du dich auch entfremdet, weil du den Überblick über den Gesamtprozess, wie eine große Kampagne, verloren hast und kaum Kontrolle über deine Aufgaben besitzt.

Zeit & Stress

Es kann passieren, dass du regelmäßig deine Wochenstundengrenze überschreitest und emotionaler Stress dich übermannt, wenn du deinen Plan nicht einhalten kannst. Auch ein Ungleichgewicht zwischen Aktivismus und deinem übrigen Leben ist sehr ungesund.

Soziales

Wenn du von zu vielen politischen Freunden umgeben bist, findest du vielleicht keine Zeit mehr, einfach mal abzuschalten. Die Möglichkeit, eine Pause von der täglichen Routine zu nehmen, scheint unerreichbar. Mangelndes Selbstbewusstsein und das ständige Einstehen für die eigenen Rechte, weil es sonst niemand tut, können dich zusätzlich belasten. Gewalt oder Drohungen aufgrund deines Engagements sind ernste Probleme, die dich weiterhin beeinträchtigen können.

Typischer Ablauf

Phase 1 – Flitterwochen
Anfängliches Engagement und Begeisterung für Aufgaben. Willkommen der der Gruppe!

Phase 2 – Beginn von Stress
die üblichen Stresssymptome wie Müdigkeit, geringere Produktivität und Schlafstörungen treten auf

Phase 3 – Chronischer Stress
Motivationsmangel und stärkere Symptome, die sehr häufig auftreten. In diesem Stadium können schlechte Angewohnheiten wie Rauchen, Trinken usw. beginnen

Phase 4 – Burnout
Schwierigkeiten, auch nur das Minimum der täglichen Aufgaben zu bewältigen. Alles erscheint langweilig und hässlich, und der Betroffene fühlt sich entweder betäubt oder ständig überfordert.

Phase 5 – Gewohnheitsmäßiges Burnout
die Burnout-Symptome werden in das normale Leben integriert und die Person erlebt chronische Müdigkeit, Depression und Apathie.

Anmerkung: diese Passage ist sehr direkt aus dem Activist Handbook enteignet und übersetzt. Schau da mal vorbei, die haben sich sehr viel ausführlicher mit dem Thema auseinandergesetzt!

Prävention

Aufgaben & Inhalte

Generelle Maßnahmen

Kollektiv solltet ihr darauf achten, dass nicht immer dieselben Personen die Aufgaben übernehmen. Investiert in Skillsharing, haltet positive Erfahrungen fest und bringt Abwechslung in eure Abläufe, indem ihr zum Beispiel eure Treffen an verschiedenen Orten abhaltet. Treffen außerhalb der üblichen Orte in denen nicht übers Ehrenamt geredet wird (aka Socializing) können sehr helfen.

Individuell kannst du dir Leitlinien für deinen Aktivismus setzen, weniger Tätigkeiten übernehmen die du einfach hasst und darauf achten, nicht nur zu Themen zu bearbeiten, von denen du persönlich Betroffen bist (zB Rassismus, Transfeindlichkeit, etc) – verteilt die Verantwortung innerhalb des Kollektivs.

Technische Lösungen

Als Gruppe solltet ihr Kapazitäten festhalten und darauf achten, dass niemand in seiner Freizeit durch Anrufe gestört wird. Individuell kann ein Tagebuch oder das Trennen von privaten und Aktivismus-bezogenen Kontakten, zB durch ein Zweitgerät, helfen. Letzteres muss nicht am eigenen Geldbeutel hängen, wenn die Initiative in der du Aktiv bist etwas Geld für Sachmittel hat.

Fragen zum Mitnehmen

  • Wofür stehe ich ein? Was ist meine Utopie?
  • Was möchte ich tun und wie navigiere ich dafür durch mein Leben?

Zeit & Stress

Generelle Maßnahmen

Als Gruppe solltet ihr Aufgaben sichtbar machen, regelmäßig Runden einplanen, um Aufgaben zu verteilen und ein kollektives Verantwortungsgefühl entwickeln, um Überlastung zu vermeiden. Individuell ist es ratsam, alle Tätigkeiten aufzuschreiben und diese Informationen leicht zugänglich zu machen.

Technische Lösungen

Gemeinsame Kalender, Cloudspeicher und Wikis können euch kollektiv unterstützen, während individuelles Timetracking und das Teilen von Wissen in Tandems oder Workshops hilfreich sind um Individuuen zu entlasten.

Fragen zum Mitnehmen

  • Wie viel Zeit möchte ich in politische Arbeit stecken?
  • Wo sind Grenzen, ab denen es mir schlecht geht?
  • Welche Situationen bedeuten für mich Stress, welche Erholung?

Soziales

Generelle Maßnahmen

Erinnert euch daran, dass ihr nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Solidargemeinschaft seid. Organisiert soziale Aktivitäten außerhalb der gewohnten Umgebung und tragt Repressionen sowie Gewalterfahrungen gemeinsam. Individuell solltest du ein Leben außerhalb des Aktivismus pflegen und deine Familie sowie Freunde nicht vernachlässigen.

Technische Lösungen

Führt kollektiv einen Urlaubskalender! Persönlich hilft es oft, Zeit für Freunde und Familie in deinem Kalender zu blocken.

Umgang

Wenn der Burnout bereits eingetreten ist, ist es umso wichtiger, aufeinander zu achten. Aber auch als Betroffene Person, gibt es Möglichkeiten, dich etwas zu entlasten.

Kollektiv
Das Wichtigste ist, dass ihr euch gegenseitig unterstützt. Achtet darauf, dass jeder ausreichend Pausen und Urlaub nimmt und seine persönlichen Grenzen respektiert werden. Seid für einander da – ein einfaches “Hallo” oder das Nachfragen, wie es jemandem geht, kann schon viel bewirken.

Individuell
Jetzt ist die Zeit, eine Pause zu machen! Nicht nur das: Sprich darüber, was in dir vorgeht. Setze klare Grenzen, wann/wie du kontaktiert werden möchtest und halte Zeitliche limits ein, um nicht noch mehr kaputt zu gehen. Es kann auch sehr hilfreich sein, einen Therapieplatz zu suchen, um professionelle Unterstützung zu erhalten. Und nicht zuletzt: Arbeite an einem ausgeglicheneren Lebensstil, um dein Wohlbefinden langfristig zu verbessern.

Kritik

Gerade letzteres ist ein Ideal. Es ist okay, wenn du nicht alles davon Umsetzt und es ist nicht deine Individuelle Verantwortung “arbeitsfähig” zu sein! Nimm dir die Zeit die du brauchst. Am Ende ist es immer noch Ehrenamt in einem System, was Strukturell auf soziale Arbeit scheißt und auf Ehrenamt spuckt. Keine Hippieübung kann daran was ändern, es braucht ein grundlegendes Umdenken in der Politik.

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